die Epilepsie ist, nach dem Schlaganfall, die häufigste neurologische Erkrankung. Epilepsien und epileptische Anfälle beeinträchtigen die Patienten und ihre Angehörigen oft stark und auf vielfältiger Art und Weise.
Glücklicherweise haben das Verständnis und die Behandlungsmöglichkeiten der Epilepsie in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Dank dieser ist es heutzutage mit der richtigen Therapie möglich, dass viele Patienten ohne epileptische Anfälle leben können. Trotzdem sind Vorurteile und mangelnde Kenntnisse über die Epilepsie in der Bevölkerung immer noch weit verbreitet.
Wir möchten gegen Vorurteile kämpfen, die Aufklärung bezüglich der Epilepsie vorantreiben und den Patienten leichteren Zugang zur kompetenten Beratung und zu geeigneten Therapien ermöglichen.
Epileptische Anfälle sind plötzlich auftretende neurologische Symptome, die durch eine Funktionsstörung des Gehirns entstehen. Währenddessen sind sehr viele Nervenzellen im Gehirn synchron aktiv, was zu einer elektrischen Störung und zu einer Unterbrechung der normalen Aktivität führt. Diese sogenannte epileptische Aktivität kann, je nach Anfall, nur bestimmte Bereiche des Gehirns („fokaler Anfall“) oder das komplette Gehirn („generalisierter Anfall“) betreffen. Das Erscheinungsbild des epileptischen Anfalls ist davon abhängig, welche Bereiche des Gehirns währenddessen gestört sind.
Epilepsien sind Krankheiten des Gehirns, die mit epileptischen Anfällen einhergehen. Es handelt sich dabei um eine Gruppe unterschiedlicher Erkrankungen, mit verschiedenen Ursachen und Anfallsformen.
Um von einer Epilepsie zu sprechen, müssen gewisse Kriterien erfüllt werden. In der Regel wird die Diagnose bei Patienten gestellt, die zwei oder mehr epileptische Anfälle erlitten haben.
Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen bereits nach einem erstmaligen epileptischen Anfall die Diagnose gestellt und die Therapie begonnen werden sollte, wenn das eingeschätzte Risiko für weitere Anfälle relevant erhöht ist.
Im Prinzip kann jeder einen epileptischen Anfall erleiden. Schätzungsweise fünf Prozent aller Menschen bekommen einen epileptischen Anfall im Laufen ihres Lebens. Glücklicherweise entwickelt jedoch nur etwa ein Zehntel von Ihnen (also ca. 0,5 Prozent) eine Epilepsie. Somit ist die Epilepsie nach dem Schlaganfall die häufigste neurologische Erkrankung.
Die Ursachen von epileptischen Anfällen und Epilepsien sind sehr vielfältig. In vielen Fällen liegt eine Gehirnschädigung zugrunde, z. B. durch Fehlbildungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Verletzungen, Stoffwechselstörungen, Tumoren, u.v.a. Obwohl die Epilepsie generell keine Erbkrankheit ist, gibt es Fälle, bei denen eine erhöhte Bereitschaft zu epileptischen Anfällen vererbar und somit auch angeboren ist. Bei einem relevanten Anteil der Patienten findet man – trotz ausführlicher Abklärung – keine klare Ursache.
Eine Abklärung von epileptischen Anfällen ist sehr wichtig. Bereits nach einem erstmaligen Anfall muss man sich zeitnah neurologisch untersuchen und abklären lassen. Einerseits sollte nach einer möglichen Ursache gesucht werden, die eventuell auch andere Probleme verursachen könnte. Andererseits sollte das Risiko für weitere Anfälle eingeschätzt werden und ggf. die Notwendigkeit einer Behandlung besprochen werden.
Zu den Untersuchungen gehört eine Kernspintomographie des Gehirns, eine Elektroenzephalographie („Hirnstromableitung“), sowie in manchen Fällen auch eine Untersuchung des Nervenwassers.
Bei unklaren Fällen kann (wie auch in unserer Klinik) eine Langzeit-EEG-Ableitung mit Videoaufzeichnung (Video-EEG-Monitoring) durchgeführt werden. Diese Untersuchung ist sinnvoll:
Das Ziel der Behandlung die Vermeidung von weiteren Anfällen, die sog. Anfallsfreiheit. In den meisten Fällen ist ein Medikament erforderlich. Heutzutage stehen uns viele Medikamente gegen epileptische Anfälle zur Verfügung, die in der Regel gut verträglich sind. Der Großteil der Epilepsiepatienten lässt sich durch eine entsprechend angepasste Medikation sehr gut behandeln. In manchen Fällen, bei denen die Medikation nicht ausreichend wirksam ist, können Neurostimulationsverfahren und vor allem spezielle Gehirnoperationen („Epilepsiechirurgie“) hilfreich und sinnvoll sein.
Zusätzlich zur Anfallstherapie ist eine gute Beratung der Patienten sehr wichtig, denn es gibt viele Bereiche, in denen eine Epilepsie und ihre Therapie problematisch sein können, z. B. hinsichtlich der Arbeits- und Fahrtauglichkeit oder im Falle eines Kinderwunsches.
Eine stationäre Abklärung ist in den meisten Fällen erforderlich bei: einem erstmaligen Anfall, bei Anfallshäufung, bei unklaren anfallsartigen Ereignissen, bei sehr starken Nebenwirkungen der Medikation oder wenn der Patient trotz zwei oder mehr Medikamenten nicht anfallsfrei wird.
Wichtig ist: Ruhe bewahren!
Den Patienten nicht allein lassen!
Verletzungen des Patienten vermeiden (aber: nichts in den Mund stecken und nicht mit Gewalt festhalten!)
Manche Patienten sind nach einem Anfall stark bewusstseinsgetrübt, in diesem Fall ist die stabile Seitenlage anzuwenden.
Den Anfall beobachten und auf die Dauer achten. Medizinische Hilfe sollte angefordert werden, wenn der Anfall fünf Minuten oder mehr andauert oder wenn es zu mehreren Anfällen hintereinander kommt.