„So früh wie möglich ansetzen“

„Man muss die Patienten dort abholen, wo sie sich gerade befinden und sehr feinfühlig sein“, sagt Martina Alt mit Bestimmtheit. Die 48-Jährige ist seit August im Onkologischen Zentrum des CaritasKlinikums Saarbrücken als Ernährungsberaterin tätig. Wobei sie gleich sagt: „Bei Ernährungsberatung denken die meisten nur an gesundes Essen und abnehmen – das ist in meiner Arbeit natürlich ein bisschen anders.“

Martina Alt kann viel vorweisen: Sie ist ausgebildete Pharmazeutisch-technische Assistentin, hat in Apotheken, in der Pharmaindustrie und in der Gesundheitsförderung gearbeitet. Sie bildete sich selbstständig im Ernährungsbereich fort und belegte drei Jahre lang den Studiengang ‚Klinische Ernährung‘ an der Hochschule für Gesundheit in Rheine. Später arbeitete sie als Ernährungsexpertin in der ambulanten Heimversorgung. „Aber der Studiengang war von Anfang an darauf ausgelegt, in einer Klinik zu arbeiten, daher habe ich mich gefreut, als ich die Ausschreibung des CaritasKlinikums gesehen habe“, erzählt sie. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Krankenhäuser solche Stellen besetzen und sich spezifisch um die Ernährung ihrer Patienten kümmern – das ist immer noch etwas Besonderes.“

Die Expertin erhält ihre Fälle über Konsile von Ärzten, Stationsleitungen oder den Onkolotsen. „Es stellen sich Fragen wie: Was braucht der Patient? Kann er oder sie den Bedarf selbst decken oder müssen wir zusätzliche Wege finden, etwa über eine Ernährungs-Sonde? Und wie geht es im Anschluss an den Klinikaufenthalt zuhause weiter?“ Die Maßnahmen seien immer auch abhängig von den medizinischen Voraussetzungen. „Ich mache nur Vorschläge, die dann in Absprache mit den Ärzten umgesetzt werden können.“

Im Rahmen ihrer Tätigkeit betreut Martina Alt nicht nur die Patientinnen und Patienten des Onkologischen Zentrums, sondern erhält darüber hinaus auch Anfragen aus anderen Abteilungen. „Der Allgemeinzustand der Patienten wird insgesamt tendenziell schlechter und wir haben es oft mit Mangelernährung zu tun. Bei manchen Patienten ist der Körper nur noch bedingt in der Lage, Nahrung aufzunehmen“, sagt Martina Alt und betont: „Es ist wichtig, so früh wie möglich anzusetzen, denn in vielen Fällen kommen die Patienten in einem so schlechten Zustand zu uns ins Krankenhaus, dass wir nur noch wenig Spielraum haben.“ Auch die ambulanten Patienten in der Chemotherapie versucht Martina Alt so früh wie möglich abzufangen und die Wichtigkeit eines eigenständigen Gewichtsmanagements aufzuzeigen. „Nicht selten höre ich den Satz: ‚Sie hätte ich schon viel früher gebraucht‘.“

Martina Alt hat viel vor: „Der Bedarf nach Beratung ist definitiv groß.“ Derzeit erstellt sie eigene Info-Blätter mit allgemeinen Ernährungstipps bei Krebs-Erkrankungen, aber auch für spezifische Krankheitsbilder. Diese kann sie als Unterstützung zu einem Beratungsgespräch zur Verfügung stellen, aber auch als Vorab-Information: „Gerade bei Erstdiagnosen, wenn plötzlich die ganze Welt auf dem Kopf steht, ist die Ernährung nicht die wichtigste Priorität. Dann sage ich nur, dass ich da bin und gerne in Zukunft bei Fragen zur Verfügung stehe.“