Die chemischen Sinne
Viele Menschen haben nach einer Corona-Erkrankung das Gefühl, das Essen schmeckt nicht – oder zumindest nicht mehr so gut wie vorher.
Dazu gibt es ein paar Dinge zu wissen: Beim Essen sind drei medizinisch vollkommen unterschiedliche Sinne im Spiel – diese werden als chemische Sinne bezeichnet. Es gibt den eigentlichen Riechsinn, den Geschmackssinn und den Tastsinn.
Beim Riechsinn reizen Duftstoffe, die über die Nase eingeatmet werden oder auch „hinten herum“ über die Mundhöhle in die Nase gelangen, die Riechsinneszellen. Diese übertragen die Signale an eine Region des Gehirns, in dem neben dem Riechen auch Emotionen und Gedächtnisinhalte verarbeitet werden.
Der zweite chemische Sinn ist der Geschmackssinn. Der Mensch kann fünf unterschiedliche Geschmacksqualitäten erkennen: süß, sauer, salzig, bitter und umami (Glutamat, herzhaft und würzig). Von den Schmeckrezeptoren der Zunge werden die Signale an das Gehirn weitergeleitet, wo sie in Kombination mit den Geruchs-Informationen die Aromawahrnehmung der Nahrung erzeugen.
Der dritte chemische Sinn ist der Tastsinn, der über den Trigeminus-Nerv übertragen wird. Dieser Nerv ist der sensible Nerv des Kopfes, der normalerweise Berührung und Schmerz erkennt. In der Nase hat er die Funktion eines Warnsystems, indem er potentiell gefährliche Geruchstoffe, wie zum Beispiel Menthol, Ammoniak, Säuren und Essig erkennt.
Was passiert bei einer Corona-Infektion?
Wenn Menschen nach einer durchlebten Corona-Infektion sagen, das „Essen schmeckt nicht gut“, ist das medizinisch nicht ganz korrekt. Ein Ausfall des Geschmacksinns als eigenständige Erkrankung ist extrem selten und tritt nach COVID-Infektionen nicht auf.
Bei den ersten COVID-Varianten Alpha bis Delta wurden in 50 Prozent der Fälle Riechstörungen beschrieben, bei der aktuellen Omikron-Variante bei unter 10 Prozent. Bei einer COVID-Infektion der Riechschleimhaut werden die Stützzellen, die die eigentlichen Riechsinneszellen ernähren, durch das Virus geschädigt. Im schlimmsten Fall sterben die Zellen auch ab.
Bei einem Ausfall des Riechsinns fehlt auch für den Geschmack ein wesentlicher Teil, was als Verlust des Feingeschmacks bezeichnet wird.
Die Riechschleimhaut der Nase hat allerdings die Fähigkeit, sich selbst aus Stammzellen heraus wieder neu zu regenerieren. In der Phase der Regeneration, die normalerweise 2-3 Monate dauert, treten sogenannte Parosmien auf. Darunter werden Fehl-Gerüche verstanden, wenn z.B. Fleisch und Zwiebel als Fäkalgeruch wahrgenommen wird. Diese „Verdreher“ des Geruchs entstehen, wenn sich der Geruch wieder neu eicht und wird als ein gutes Zeichen für die Erholung des Riechsinns angesehen.
Was kann man bei Geschmacks-Störungen tun?
Die Erholung der Riechschleimhaut kann aktiv unterstützt werden, indem man den Riechsinn trainiert.
Ein Riechtraining dauert nur wenige Minuten und kann einfach in den Tagesablauf integriert werden. Es sieht so aus, dass man mehrmals täglich 30 Sekunden lang an unterschiedlichen Geruchsquellen riecht. Empfohlen werden Zitrone, Rose, Nelke und Eukalyptus.
Dieses Training wird im Idealfall bis zu sechs Monate durchgeführt, dabei sollten die Geruchsstoffe regelmäßig ausgetauscht werden. Bis man wieder normal riecht und schmeckt, kann es allerdings bis zu zwei Jahren dauern.
Man braucht also Geduld!
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