„Im direkten Hautkontakt fühlen sich Babys geschützt und sicher, sie sind perfekt gewärmt und maximal entspannt“, sagt Jennifer Remark, Pflegerische Leitung der Neonatologie im CaritasKlinikum Saarbrücken. „Als wir im letzten Jahr bei einer Fortbildung in einer Klinik bei Köln das Konzept ‚Haut-auf-Haut-Konzept‘ kennengelernt haben, waren wir sofort begeistert.“
Seit November setzt das CaritasKlinikum das Konzept um. Dabei wird komplett auf Baby-Kleidung verzichtet – die Eltern haben das Neugeborene von Anfang an in einem Bonding-Top direkt am Körper. „Es zeigt sich, dass durch die Nähe die Signale des Kindes früher erkannt, verstanden und befriedigt werden können. Es hilft dabei, ein Bauchgefühl für die Bedürfnisse des Kindes zu entwickeln, zum Beispiel Hungerzeichen direkt zu erkennen“, erklärt Hebamme Kerstin Schwarze, Stationsleitung der Mutter-Kind-Station.
Im CaritasKlinikum stehen seit jeher die Bedürfnisse der Familien im Vordergrund. „Wir legen schon immer großen Wert auf Bonding und sind stets dabei uns zu verbessern, um unsere Abläufe noch babyfreundlicher und bindungsorientierter zu gestalten“, betont Jennifer Remark. So hat die Klinik im vergangenen Jahr das Zertifikat „Babyfreundlich“ erhalten. Im November wurden jetzt alle Mitarbeiterinnen der Neonatologie und der Mutter-Kind-Station geschult, um das Haut-auf-Haut-Konzept umsetzen zu können: dazu gehören die Aufklärung der Eltern, spezielle Lagerungstechniken, Gestaltung der Umgebung sowie Umgang mit Fragen. „Natürlich ist zunächst mal Aufklärung nötig – für viele Eltern ist das Prinzip ja gänzlich neu, sind sie doch normalerweise gewohnt, dem Baby erstmal etwas anzuziehen“, berichtet Kerstin Schwarze. „Oft ist die erste Frage, ob es nicht zu kalt für das Kind ist. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall: Das Baby ist durch das Bonding-Top perfekt geschützt und die Körpertemperatur wird direkt weitergegeben und ist damit optimal. Die meisten Eltern sind sehr offen, wenn sie das Konzept verstanden haben. Unsere Familienzimmer sind natürlich von Vorteil, damit auch die Väter einbezogen werden können.“
Katharina und Marc Ziller haben im Januar ihr drittes Kind im CaritasKlinikum entbunden und das Konzept umgesetzt. „Wir haben direkt im Kreißsaal mit dem Bonding angefangen. Während des gesamten Klinikaufenthalts hatte Amelie keine Kleidung an, wir haben ihr erst für die Heimfahrt etwas angezogen.“
Mama Katharina hat viele positive Erfahrungen gemacht: „Es hat das Stillen ungemein erleichtert, weil man direkt erkennt, wenn das Baby anfängt die Brust zu suchen. Sie schläft direkt bei mir und weint kaum, weil ihre Bedürfnisse immer direkt befriedigt werden können. Ich habe gelernt, die Gesichtsausdrücke differenziert wahrzunehmen und zuzuordnen. Und es hat auch einen weiteren praktischen Aspekt, nämlich, dass das Wickeln viel schneller geht, wenn das Kind schon nackt ist.“
Papa Marc Ziller war im Familienzimmer von Anfang an dabei und hat sich mit seiner Frau beim Bonding abgewechselt: „Es war total schön. Man fühlt sich direkt sicherer im Umgang mit dem Kind und kann alles viel besser wahrnehmen und begreifen.“
Durch den direkten Vergleich mit ihren beiden Söhnen, die inzwischen drei und fünf Jahre alt sind, können die erfahrenen Eltern ein durchweg positives Fazit ziehen: „Die Jungs mussten wir zeitweise zum Stillen wecken – das war bei Amelie nicht notwendig, weil sie sich selbst gemeldet hat. Außerdem ist sie insgesamt viel ruhiger.“ Mama Katharina ergänzt: „Ein besonders schöner Moment war, dass die Untersuchungen mit Screening, Hörtest und Fersenblut-Entnahme direkt auf meinem Bauch gemacht werden konnten.“
Kerstin Schwarze und Jennifer Remark beobachten viele weitere positiven Auswirkungen des ununterbrochenen Hautkontakts: „Es gibt weniger Gelbsucht, weniger Gewichtsverlust und die Temperatur wird besser gehalten. Der Milcheinfluss kann früher kommen und Stillprobleme werden verringert. Zudem steigert das intensive Bonding die Oxytocin-Ausschüttung bei der Mutter und der Blutzucker des Neugeborenen bleibt stabil.“ Im Rahmen eines Projekts werden jetzt ein halbes Jahr lang die entsprechenden Daten gesammelt und ausgewertet. Aber alle Beteiligten sind sich jetzt schon sicher: „Der Körper der Eltern ist für das Neugeborene ein sicherer emotionaler Hafen und der direkte Hautkontakt ermöglicht ein besseres, sanfteres Ankommen in dieser Welt.“
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