Als erste Klinik im Saarland bietet das CaritasKlinikum Saarbrücken ab sofort eine Orientierungsstelle für junge Ärztinnen und Ärzte an. Dr. Ludwig Distler, stellvertretender ärztlicher Direktor und Chefarzt der Schmerzklinik sowie Klinik für Palliativmedizin, erklärt, was dahinter steckt.
Herr Dr. Distler, was genau kann man sich unter der neuen Orientierungsstelle vorstellen?
Dr. Distler: Nach Beendigung des Medizinstudiums können die jungen Absolventen bei uns – anstatt sich für eine Facharztweiterbildung auf einer Station entscheiden zu müssen – innerhalb von zwei Jahren zwei bis vier Abteilungen und Fachbereiche durchlaufen. So haben sie Zeit, erste Erfahrungen zu sammeln und sich zu orientieren. Wenn sie sich dann für einen Fachbereich entschieden haben, wird ihnen die jeweilige Zeit auf ihre Facharztausbildung angerechnet.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Ich höre von vielen angehenden Ärzten im praktischen Jahr, dass sie unsicher sind, was sie nach dem Studium machen sollen. Sie haben zwar ungefähre Vorstellungen, aber keine konkreten. Viele brechen die Facharztausbildung ab, weil es ihnen auf der jeweiligen Station doch nicht so gut gefällt. Das ist nicht nur zum Nachteil der jungen Leute selbst, die Zeit verlieren und noch einmal von vorne anfangen müssen, sondern auch der Abteilungen, die viel Energie in die jeweiligen Anwärter investiert haben. Da ist die Idee entstanden, dass sich die jungen Leute erst einmal alles ganz genau anschauen können, bevor sie sich endgültig entscheiden.
Haben die Studierenden nicht schon während der Ausbildung – zum Beispiel bei Praktika – die Möglichkeit, sich unterschiedliche Abteilungen anzuschauen?
Das ist etwas anderes. Bei einem Praktikum dürfen die wenigsten richtig mitmachen, man bekommt nicht so tiefe Einblicke. Nach dem Studium hingegen tragen sie bereits ärztliche Verantwortung - das macht einen großen Unterschied. Hinzu kommt, dass sich viele Absolventen spontan für die Innere Medizin oder ein anderes Wahlfach entscheiden, weil sie das aus ihrer Ausbildung gut kennen. Im CaritasKlinikum haben wir eine unglaubliche Bandbreite an Fachrichtungen, die es so nicht in jedem Krankenhaus gibt – von der Orthopädie zur Palliativmedizin, von der Schmerzklinik bis hin zum großen onkologischen Zentrum. Ich erhoffe mir, dass die jungen Leute, wenn sie erstmal im Klinikalltag drin sind, vielleicht auch Abteilungen kennenlernen, die sie vorher gar nicht auf dem Schirm hatten.
Ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt heute auch eine andere als noch vor zehn Jahren?
Definitiv. Die derzeitige Situation in vielen Krankenhäusern ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Heute werden beim Bewerbungsgespräch Themen wie Überstundenausgleich, Kitaplatz und Teamarbeit angesprochen. Auf diese veränderte Situation müssen wir uns einstellen. Es gibt nicht mehr so viel Nachwuchs wie früher, qualifizierte medizinische Fachkräfte sind rar geworden. Früher mussten die angehenden Ärzte schauen, wo sie eine Stelle bekommen und sich mit dutzenden anderen Bewerbern einreihen. Ich bin der Meinung, dass wir heute genau umgekehrt den jungen Leuten ein Angebot machen müssen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen und zeigen, dass wir den Mut haben, neue Wege zu gehen. Die Orientierungsstelle ist ein Anfang, um eine Veränderung auszuprobieren.
Für wen ist diese Stelle gedacht? Und wie viele Stellen gibt es?
Das Angebot der Orientierungsstelle richtet sich ausschließlich an Berufsanfänger direkt nach dem Studium. Zunächst haben wir eine Stelle geschaffen, denn es ist ja erst einmal ein Versuch, wir wissen ja noch gar nicht was dabei raus kommt. Wichtig ist, dass der Träger den Mut hatte, dieses zusätzliche Projekt zu unterstützen und zu finanzieren und dass nicht etwa irgendwo anders im Haus eine Stelle wegfällt.
Sie selbst stehen den jungen Medizinern während der zwei Jahre als Mentor zur Verfügung. Wie sehen Sie diese Rolle?
Ich bin ein Begleiter, ein Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Ausbildung und die Weiterbildung bei der Ärztekammer. Natürlich werde ich mich nicht über die Regularien der einzelnen Abteilungen stellen. Ich stehe lediglich zur Orientierung im Haus zur Verfügung. Ich bin der Meinung: Wir müssen in unseren Krankenhäusern etwas ändern. Und ich will diesen Veränderungs-Prozess eng begleiten, um zu sehen, wie es läuft.
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