Es waren zahlreiche Interessierte und Verantwortliche, die sich am 04. März im Rahmen des 4. Palliativ-Forums Südwest im CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia mit dem Ende des Lebens auseinandersetzten. Der Umgang mit Würde und die spannende Frage über Worte, Zwischentöne und ihre Folgen stellten den Schwerpunkt des Forums dar. Rafael Lunkenheimer, Geschäftsführer der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, erklärte zu Beginn der Veranstaltung: „Es ist uns ein großes Anliegen als Unternehmen mit einem christlich-caritativen Auftrag für alle Patienten wichtige Rahmenbedingungen zu schaffen. Oberste Priorität haben die innere Haltung, eine persönliche Wertevorstellung, gegenseitiger Respekt und Wertschätzung.“
Auch wenn eine Krankheit nicht mehr heilbar ist, kann durch die Palliativmedizin viel für das Wohlbefinden des Patienten getan werden. Wichtigstes Ziel ist es, die Lebensqualität und die Selbstbestimmung des Patienten weitestgehend zu erhalten. Viele Patienten leiden darunter, dass sie ihre Selbstständigkeit verlieren. Diese durch würdevollen Umgang mit den Patienten zu fördern und zu unterstützen ist ein wichtiger Aspekt der psychoonkologischen Begleitung. „Palliativmedizin wird im CaritasKlinikum Saarbrücken gelebt. Würde und Worte machen unsere Arbeit aus“, betonte Dr. med. Ludwig Distler, Chefarzt der Schmerzklinik in seiner Begrüßung.
Würdezentrierte Therapie - mit dem Patienten auf eine Reise gehen
Der Vortrag „Würde am Lebensende durch Lebensgeschichten“ von Dipl.-Psych. Sandra Mai, (Abteilung für Palliativmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz), beleuchtete verschiedene Facetten ihres Forschungs- und Herzensthemas „Würde“ und gab interessante Einblicke in die Würdezentrierte Therapie nach Harvey M. Chochinov. „Verschiedene Leitfragen sollen die Patienten anregen, über besonders wichtige Erinnerungen, wertvolle Beziehungen und Lebensleistungen sowie über wichtige Aufgabenbereiche nachzudenken“, erklärte Sandra Mai. Wer bin ich? Was macht mich aus? Was bleibt von mir wenn ich nicht mehr bin? Wortwörtlich wird die Lebensgeschichte des Patienten aufgeschrieben und später vorgelesen. Dinge, die nicht verloren gehen sollen, werden verewigt. „Es geht nicht darum eine Biografie zu schreiben, sondern dass niederzuschreiben, was die Person bewegt und ausmacht“. „Das Gesagte und das Nicht-Gesagte bekommen ein starkes Gewicht. Wir gehen mit dem Patienten auf eine Reise und lassen seine Persönlichkeit zu Wort werden“, weiß Sandra Mai aus Erfahrung. Die Erfahrungen zeigen, dass sich durch diese Maßnahme die Gefühle zur eigenen Würde und Bedeutung des Lebens positiv für den Erkrankten verändern. Abschließend erhalten die Patienten ihr Dokument, den „wertvollen Schatz“, als Hinterlassenschaft für die Angehörigen. Zum Abschluss ihres Vortrages zitierte Sandra Mai eine ihrer Lieblingsdefinition des Begriffs „Würde“: „Ihr lasst einen so sein, wie man ist.“
Die richtigen Worte finden - Worte, Zwischentöne und ihre Folgen
In einem Vortrag über Worte, Zwischentöne und ihre Folgen referierte der Psychoonkologe Manfred Gaspar. „Verbale Kunstfehler werden nicht geahndet, sie gehen einfach unter im alltäglichen Kommunikationsmüll“, erklärte der Kieler Psychoonkologe und brachte viele praxisnahe Beispiele, in denen er aufzeigte, welche Macht und demotivierende Kraft Worte haben. „Krankheit oder erlebtes Kranksein verändert den Bewusstseinszustand wie in einer hypnotischen Trance. Dieser Zustand ist nach einer schweren Operation sehr ausgeprägt und die Patienten sind besonders aufmerksam und empfänglich für die Worte des Arztes. Sie neigen zu einer veränderten Gefühlswahrnehmung“, betonte Manfred Gaspar. Worte schaffen Vertrauen, die Wortwahl ist wichtig. „Der Patient bleibt des Öfteren mit seinen Ängsten allein. Es bleibt ihm von den Gesprächen in erster Linie eine große Verunsicherung und ein Gefühlschaos anstatt der erwarteten Klärung. Es entstehen Missverständnisse“, erzählte Manfred Gaspar aus Erfahrung.
Mit einem Präsent und Dankesworten verabschiedete sich Oberärztin Dr. med. Frauke Backes. Nach den interessanten Vorträgen hatten die Gäste Gelegenheit, weitere Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
Text und Fotos: Silke Frank
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