04.10.2016

Demenz geht uns alle an

Anlässlich der saarländischen Demenzwochen, veranstaltete das Caritasklinikum Saarbrücken einen Informationsabend rund um das Thema Demenz.

Anlässlich der saarländischen Demenzwochen, veranstaltete das Caritasklinikum Saarbrücken einen Informationsabend rund um das Thema Demenz.

 

Wenn der Wasserkocher plötzlich auf der Herdplatte steht oder der Schlüssel im Kühlschrank liegt. Demenz ist eine Volkskrankheit des fortgeschrittenen Alters. Die unheilbare Krankheit verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen. Sie schleicht sich ins Leben, mal schneller, mal langsamer, früher oder später. Die Zahl der Demenz-Fälle wird sich durch den demografischen Wandel in den nächsten Jahren drastisch erhöhen. „Das Thema Demenz im Krankenhaus ist eine ganz wichtige Aufgabe, der wir uns widmen müssen“, sagte Pflegedirektorin Ursula Hubertus gleich zu Beginn der Informationsveranstaltung am 22. September 2016 im Caritasklinikum Saarbrücken. „Für unsere Klinik ist Demenz eine große Herausforderung und bedarf einer besonderen Betreuung, einer besonderen Pflege und einer besonderen Medikation“, fuhr sie fort und brachte zum Ausdruck, wie wichtig es sei, sich in Zukunft immer mehr auf die dementen Patienten einzustellen.

 

Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Therapien

 

Orientierungslos im Krankenhaus, Probleme beim Anziehen… - von der leichten Vergesslichkeit, über eine nachlassende Gedächtnisfunktion bis hin zum völligen Zerfall der Persönlichkeit im Endstadium einer Demenz. „Heutzutage kann eine sichere Demenzdiagnose gestellt werden“, bestätigte Frank Maier, Kommissarischer Leiter der Neurologischen Klinik. Neben neurologischen Untersuchungen, Gedächtnis- und Orientierungsüberprüfungen sind Tests der praktischen Fähigkeiten, wie Sprache, Lesen, Schreiben, Merk- und Erinnerungsfähigkeit, schnelle und für die Patienten angenehme Tests. Was geschieht eigentlich bei Demenz im Gehirn und wie verändert es sich? Frank Maier stellte in seinem Vortrag neben den allgemeinen Informationen mögliche beeinflussbare Risikofaktoren für die Volkskrankheit dar. Interessant war der Zusammenhang zwischen verschiedenen Krankheitsbildern und der damit verbundenen Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken. Die genetische Veranlagung, Schädel-Hirn-Traumata, Depressionen im mittleren Alter, Übergewicht, mangelnde Bewegung, aber auch geringe Sozialkontakte im Alter wirken sich nachteilig auf die Demenz aus und beschleunigen den Krankheitsverlauf. „Wenn wir gesund leben, können wir zumindest teilweise einer Demenz-Erkrankung entgegenwirken“, versicherte Maier.

 

Versorgung, Verständnis und Sicherheit

 

Demenzkranke reagieren im Krankenhaus oft mit Angst und Unruhe. Demzufolge setzen sich die Angehörigen mit verschiedenen Konflikten auseinander: Ist der Angehörige gut versorgt, ist die Sicherheit der dementiell veränderten Patienten gewährleistet und hat man im Krankenhaus Verständnis für die Demenzpatienten? Eine verbesserte Versorgung von Demenzpatienten im Krankenhaus hat sich Karin Klein, Fachliche Leitung der Geriatrie im Caritasklinikum Saarbrücken, zum Ziel gesetzt. In ihrem Vortrag ging sie u. a. auf Sicherheitsmaßnahmen ein und beleuchtete das Thema Beschäftigung und Aktivierung. Studien belegen, dass Patienten mit Demenz besondere Anforderungen an das pflegerische und medizinische Personal stellen. Erschwerend kommen kontinuierliche Krankenhausabläufe, wie Aufnahmen, Untersuchungen und Entlassungen dazu. Ein schöner Aufenthaltsraum mit Sitzecke, Gesellschaftsspiele am Tisch, jahreszeitlichen Dekorationen, gemeinsames Frühstück, Erinnerungsarbeit, Beschilderungen an den Türen sowie das Aufhängen von Uhren dienen zur besseren Orientierung und des Wohlbefindens. „Es ist wichtig, dass Angehörige nähere Informationen über Vorlieben und Abneigungen des Patienten an das Personal weitergeben und persönliche Dinge des Patienten mitgeben“, ergänzte Franz Rudolf Kirsch, Stationsleitung Klinik für Neurologie. „Zudem ist es bei uns möglich, dass Angehörige über Nacht bleiben können“.

 

Ernährung – eine der größten Herausforderungen

 

Essen gehört zu den kleinen Dingen des täglichen Lebens. Situationen die für gesunde Menschen ganz normal sind, stellen für die Demenzpatienten Stresssituationen dar. Wie bringe ich schwersterkrankte Patienten dazu, zu essen? Wie können wir kalorienreiches Essen anbieten? Ausreichende Ernährung ist oberstes Ziel. Ein speziell gestalteter Speiseplan für verschiedene Stadien der Demenz liegt im Caritasklinikum Saarbrücken bereit. Roter Grießbrei oder auch Fingerfood werden den Patienten regelmäßig angeboten. Bei demenzkranken Patienten geht es aber auch um Alltags-bezogene Problemlösungen von Handlungsabläufen. Mit dieser Frage beschäftigte sich Ergotherapeutin Ruth Schiffmann und zeigte in einer praktischen Vorführung das Konzept der geführten Bewegung nach Felicié Affolter. Durch die Körperführung kommt der dementiell Erkrankte in Kontakt mit seiner Umwelt. Er spürt seinen Arm und seinen Körper indem der Therapeut  seine Bewegung auf den Körper des Patienten überträgt. Das Führen wird meistens von hinten ausgeführt, damit der Patient sich ganz auf seinen Körper  konzentrieren kann. Sobald er eine Bewegung selbstständig übernehmen kann, wird die Führung zurückgenommen.

 

„Ziel ist es, immer die Lebensqualität zu verbessern“

 

„Der Umgang mit dementen Patienten in der Klinik wird in Zukunft unsere Herausforderung sein“, mit diesen Worten eröffnete Dr. Karlheinz Schöll, Chefarzt der Klinik für Akutgeriatrie, seinen Vortrag. Kernelement der Geriatrie ist die Rehabilitation im Sinne einer Funktionsverbesserung bei der Bewältigung alltäglicher Anforderungen. Das große Ziel ist es, den Patienten anschließend nach Hause zu entlassen bzw. ihm anschließend ein sicheres Leben zu gewährleisten. „Zu 85 Prozent gelingt es uns, dass die Patienten direkt in die Häuslichkeit zurückkehren“, erklärte Dr. Schöll. In seinem Vortrag beschrieb er den Einfluss von Demenz auf den Rehabilitationsverlauf bei verschiedenen Erkrankungen und ging genauer auf die Risikofaktoren, beispielsweise bei Stürzen, ein. Eine reduzierte Aufmerksamkeit, reduzierte Gehgeschwindigkeit sowie ein verändertes Gangbild beeinflussen die Sturzgefahr erheblich. Es gilt daher, Funktionsverluste, wie Kraft und Balance, innerhalb kürzester Zeit zu trainieren und zu verbessern. „Gehirn und Motorik sollten gleichzeitig in einem Dualtaskmanöver trainiert werden“, rät Schöll. Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und Sozialarbeiter gehen deshalb bei dementen Patienten auf die individuellen Bedürfnisse ein, arbeiten Hand in Hand und versuchen auf dem gleichen Wissensstand zu sein.  „Es ist wichtig, den dementen Patienten kennenzulernen und ihm Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten. Tagesstruktur spielt dabei eine große Rolle“, erklärte er.

Die große Resonanz des Abends zeigte, dass die Themen nachgefragt werden. Hiermit konnte wieder die hohe Bedeutung ausgedrückt werden, die das Thema Demenz im Caritasklinikum Saarbrücken hat. Für alle, die sich Unterstützung im Bereich Pflege und Demenz wünschen, hält die Region verschiedene Angebote bereit.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.demenz-saarland.de

 

Text und Fotos: Silke Frank

 

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